Foto © Werner Kiefer
Bildgestalter aus Leidenschaft
Die Bandbreite meiner Fernseharbeiten reicht vom Tatort bis zur stilistisch sehr experimentierfreudigen Verfilmung des Brecht-Stücks Baal. Dazwischen gibt es Fernsehfilme und -serien der Genres Komödie, Familienfilm, Krimi, Kinderfilm, sowohl für öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten als auch für private.
Der Kinofilm Sophiiiie! verlangte eine semi-dokumentarische, durch die Dogma-Bewegung inspirierte Kameraführung. Der Kinokurzfilm The Perfect Moment wurde hingegen mit epischen Cinemascope-Bildern auf Super 35 gedreht, um das Zusammenspiel der Schauspieler mit der Küstenlandschaft Cornwalls zur Geltung zu bringen.
Parallel zur szenischen Arbeit war ich bei sehr unterschiedlichen Dokumentarfilmen für die Bildgestaltung verantwortlich, vom essayistischen Film bis zum Direct Cinema (Durch die Nacht mit…), von Dokudramen bis zu Reportagen in entlegenen Ecken der Welt.
So aufregend es ist, bei inszenierten Filmen jedes Bild entsprechend den eigenen Vorstellungen und mit immer raffinierteren technischen Hilfsmitteln durch Licht, Perspektive, Kadrage, Kamerabewegung präzise zu gestalten, genieße ich beim Dokumentarfilm die Nähe zum Protagonisten und seiner Geschichte, die durch die eingeschränkten Mittel und den kleinen Stab ermöglicht wird. Ich betrachte es als Privileg, die Essenz von wahren Geschichten für den Zuschauer einfangen zu können.
Beide Arbeitsweisen befruchten sich gegenseitig. Während die schnelle Auffassungsgabe und die Flexibilität, die beim dokumentarischen Drehen geschult wird oft der Arbeit beim Spielfilm zu Gute kommt – etwa wenn es darum geht, auf spontane Ideen der Regie oder der Schauspieler unkompliziert zu reagieren – so ist es umgekehrt beim dokumentarischen Drehen von Vorteil, bei der spontanen Entscheidung, wie man eine Szene auflöst auf Erfahrungen aus der szenischen Arbeit in Bezug auf Dramaturgie, Erzählperspektive, Einstellungsgrößen oder Bildachsen intuitiv zurückgreifen zu können.
Jeder Drehtag bringt eine neue Herausforderung, Routine kann ich nicht leiden. Was Regisseure an mich schätzen ist die Fähigkeit, mich zurück zu ziehen, fast unsichtbar zu machen, so dass der Protagonist durch die Anwesenheit der Kamera oder die Abläufe beim Drehen nicht unnötig gestört wird oder seine Unbefangenheit verliert. Ich versuche, unauffällig den Winkel und die Lichtstimmung zu finden, die den Menschen unverfälscht zeigt. Zu diesem Zweck habe ich auch selbstgebautes Equipment dabei, das den technischen Aufwand reduziert, ohne auf Bildqualität zu verzichten. Natürlich bin ich als Kameramann immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Bildern, aufregenden Perspektiven, ausdrucksstarken Lichtstimmungen. Aber wenn ich weiß, dass es ein Moment festzuhalten gilt, das so nicht wiederkehren wird, dann bin ich voll auf die Geschichte und auf den Menschen vor der Kamera fokussiert.
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